Verlängert vielblütiger Knöterich das Leben?

Vertreter der traditionellen chinesischen Medizin nutzen die Wurzel des vielblättrigen Knöterichs bereits seit Jahrhunderten als Heilpflanze. Pulver und Extrakte, die aus dieser Pflanze hergestellt werden, sind aber auch in Europa in Form von Nahrungsergänzungsmitteln erhältlich. Diesen Mitteln wird etwa eine verjüngende Wirkung zugeschrieben. Bei Würmern konnte nun im Rahmen einer Studie ein lebensverlängernder Effekt nachgewiesen werden.

Ein gesunder Lebensstil verlängert die Lebenserwartung

Viele Gesundheitsexperten sind der Überzeugung, dass Menschen ihre Lebenserwartung deutlich steigern können, wenn sie einen gesunden Lebensstil pflegen. Sie müssen dafür nur einige einfache Regeln beachten: Sie sollten sich ausgewogen mit einem hohen Anteil an Vollkornprodukten, Gemüse und Obst ernähren, keinesfalls Alkohol im Übermaß konsumieren, nur wenig rotes Fleisch essen, nicht rauchen, sich regelmäßig bewegen und es vermeiden, Übergewicht anzusetzen. Aber auch exotische Heilpflanzen können unter Umständen die Lebensspanne steigern, wie eine Studie mit Würmern gezeigt hatte.

Wie Professor Dr. Wim Wätjen, der an der Martin-Luther-Universität in Halle-Wittenberg tätig ist, sagt, würden sich die meisten bisherigen Studien zum vielblütigen Knöterich lediglich mit dem Hauptwirkstoff beschäftigen. Aber: „Tatsächlich besteht er aus vielen verschiedenen Stoffen, deren kombinierte Wirksamkeit dagegen noch nicht stark erforscht ist.“ Der Ernährungswissenschaftler arbeitet zusammen mit seiner Arbeitsgruppe bereits seit einigen Jahren an der Forschung an dieser Pflanze, deren Inhaltsstoffe und möglichen Wirkungen.

In einer neuen Studie konnten die Forscher aus Hall nachweisen, dass ein Wurzelextrakt der Pflanze das Leben des Fadenwurms C- elegans verlängert. Zudem schütze der Extrakt den Wurm vor oxidativem Stress. Zudem beschreiben sie erstmals jene molekularen Signalwege, welcher die Wirkung zu verdanken sein könnte. Veröffentlicht wurde die Studie 2018 in der Fachzeitschrift „Plants“.

Wie stark ist der Anti-Aging-Effekt?

Überprüft hatten die Forscher insbesondere, ob sich die oft gepriesenen Anti-Aging-Effekte auch wirklich nachweisen lassen. Sie verabreichten dem Fadenwurm C. Elegans deshalb große Mengen des Extraktes. Dazu sagt Wätjen: „Die meisten bisherigen Studien haben die Wirkungen der Pflanze mit isolierten Zellen oder im Reagenzglas untersucht, wir wollten sie im lebenden Organismus untersuchen. Bei einer Konzentration von 1.000 Mikrogramm je Milliliter stellten die Forscher fest, dass sich die Lebenszeit um etwa 19 Prozent verlängert hatte. Der Fadenwurm lebte also drei Tage länger als seine Artgenossen.

Darüber hinaus wurde untersucht, ob der Extrakt auch einen Schutz vor Hitzestress oder oxidativen Stress bietet. Bei Hitze verbesserte sich die Überlebensrate zwar nicht, allerdings besteht ein Schutz vor oxidativem Stress, weil der Extrakt bewirkt, dass sich weniger schädliche Sauerstoffradikale bilden.

Anschließend untersuchten die Forscher zum Vergleich Würmer, deren Erbgut verändert worden war. Durch diese gezielte Veränderung war die Funktion bestimmter Proteine ausgeschaltet, welche eine Rolle im Alterungsprozess spielen. Dazu erläutert Wätjen: „Waren die Gene für die Bildung der Proteine DAF-16 oder Sir-2.1 defekt, waren auch die positiven Effekte des Wurzelextraktes deutlich geringer.“ Eine längere Lebensdauer stellten die Forscher nur fest, falls sämtliche Proteine funktionierten.

Sind die Erkenntnisse auf den Menschen übertragbar?

Die neuen Studienergebnisse würden sich gut in den bisherigen Wissensstand einfügen, so die Forscher. Denn ein wichtiges Element des Wurzelextraktes ist ein Stoff, welcher von der Struktur ähnlich wie Resveratrol ist. „Diesen Stoff findet man zum Beispiel in Weintrauben und von ihm weiß man, dass er eine spezielle Enzymklasse, die Sirtuine, aktiviert. Diese zählen seit Langem zu den maßgeblichen Stoffen, die Alterungsprozesse im Körper steuern“, wie Wätjen erläutert. Zwar lassen sich die neuen Erkenntnisse nicht direkt auf den Menschen übertragen, jedoch kann die Studie als Grundlage für weitere Forschungen dienen. Beispielsweise will man danach Forschen, ob der Extrakt eine schützende Wirkung vor Alzheimer hat.

November 2018


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